Traditionell ist für unsere alljährlichen Weihnachtsbesuche die Bahn das liebste Verkehrsmittel. Doch 2020 war alles ein wenig anders – und wenn schon Auto, dann doch bitte auch für diese Langstrecke im Urlaubsmodus einen Stromer. Bei Tagesausflügen oder Wochenendtrips wurden ja bereits Erfahrungen gesammelt. 

Welches Modell für die Langstrecke?

Auch für diesen Trip ist der Renault ZOE von Cambio eigentlich eine gute Option. Leider hat das Modell an meiner Leihstation keinen CCS-Stecker – womit die Ladezeiten recht lange zu werden drohten und an den Autobahnen inzwischen auch Säulen mit CCS in der Mehrzeit zu sein scheinen. Der BWM i3 bei StarCar war die zweite Möglichkeit. Leider ist dort im Standard-Paket keine Vollkasko enthalten und die Leihstation – ganz trivial – ziemlich weit weg. Beliebig viele Optionen gab es dann aber gar nicht mehr so wirklich – sofern es nicht gleich ein Tesla sein soll.

Durch Zufall stolperte ich aber über den kleinen Hamburger Anbieter ev4Rent, der die Modelle Hyundai Ioniq und Kona im Portfolio hat. Direkt Kontakt aufgenommen und ein wenige E-Mails später war die Übergabe vereinbart. Preislich etwas teurer als das Starcar-Angebot und im Standard ist der Strom nicht inklusive, aber dafür mit ordentlicher Reichweite und der Shell-Ladekarte.

Die Reise

Die erste Etappe führte von Hamburg nach Goslar. 240 Kilometer sollten bei kalter Witterung kein Problem sein und so durften es auch mal 170 km/h sein. Zwar besuchten wir Menschen auf dem Land – eine Steckdose in der Garage gab es aber nicht. Deswegen ein kurzer Stopp in Rhüden, wo wir in 22 Minuten (oder einmal Kind aus- und wieder einpacken) insgesamt 26kWh tankten. Dabei noch mit einem fluchenden Tesla-Fahrer ins Gespräch gekommen – an der Ladesäule geschieht das Leben. Über die Weihnachtstage blieb das Auto bis auf einen kurzen Ladestop nach dem Einkaufen (20kWh in 28 Minuten) stehen. 

Weiter ging die Reise nach Bremen. Die Strom-Ladung sollte aber nicht für die gesamte Strecke reichen und auch für die Rastanlage Goldbach wurde es knapp. Deswegen für ein paar Kilometer den Bleifuss gelockert und nach 12 kWh in 14 Minuten ging es dann entspannt bis zum Ziel.

Einmal volltanken an einer – eigentlich – 22 kW Säule

Dort angekommen stand dann „einmal volltanken“ an. Die schon beim letzten Ausflug genutzte Ladesäule in der Wachmannstaße zeigt zu meiner Überraschung 14 Stunden Ladezeit an – der Renault Zoe hatte in 100 Minuten von 50% auf 100% geladen. Zwar ist der Akku vom Hyundai Kona deutlich größer, aber das alleine konnte nicht die Erklärung sein. Grund scheint viel mehr zu sein, dass er hier nur einphasig laden durfte. Naja… blieb der Wagen eben über Nacht an der Säule. In der Summe waren es dann 56kWh in 20 Stunden.

Ladekosten für eine Weihnachtsrundreise ~600km

Was bleibt nach der Elektroauto Rundumerfahrung?

Das Laden an verschiedenen Stationen funktioniert über Apps (z.B. plugsurfing) problemlos. Noch mehr Stationen gibt es mit der Shell Recharge-Karte (einfach aus der App heraus bestellen). Ein wenig Planung braucht es für die Reise und wahrscheinlich einen Stopp mehr als mit einem Benziner. Meine Frau und unser kleiner Rückbankbewohner waren damit aber nicht unzufrieden. Lautlos fahren und der Schnack an der Ladesäule mit anderen Stromfahrer:innen macht einfach Spaß.

Und darüber hinaus?

Der Kofferrau ist eher klein

Ein Stromer ist am Ende weiterhin ein ganz profanes Auto und alles neben dem Motor auch nicht ganz unwichtig. Beim Hyundai Kona bleibt vor allem der sehr kleine Kofferraum in Erinnerung. Da wäre für die Familienreise mehr Platz einfach schön. An der Verarbeitung gibts nichts auszusetzen, die Tüddelkram-Ablage zwischen den beiden Vordersitzen ist dagegen etwas gewöhnungsbedürftig, da diese nur schwierg mit den Händen zu erreichen ist. Das Entertaiment-System unterstützt Android Auto und Apple CarPlay. Da spielt die eigentliche Software dann fast keine Rolle mehr. Als ich es dann doch einmal ausprobierte, war die Suche nach einer Ladesäule – wie so oft – eher lückenhaft. Das potentielle Alleinstellungsmerkmal „Akkustand ist bekannt und kann automatisch in die Routenplanung berücksichtigt werden“ kommt so leider nicht zu Geltung. Besonders entspannt ist eine Autofahrt, wenn wir uns vorne unterhalten können und unser Sohn mit einem Hörbuch über die hinteren Lautsprecher versorgt wird. Leider war die Fahrgeräusche doch deutlich lauter als z.B. bei unserer Fahrt mit einem Passat (Verbrenner). Von hinten vernahmen wir daher leider den klaren Wunsch, das Hörbuch bitte deutlich lauter zu stellen, womit wir dann auch vorne Connis 1. Reitstunde miterleben durften.

In Summe kann ich nur empfehlen das Experiment selbst einmal nachzumachen. Es verleiht dem Autofahren wieder etwas Besonderes.

Dieser Artikel erschien zuerst auf lautlos.hamburg


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