Zwei typische Bewohner für Neuseeland: Sandflies und Deutsche in Elternzeit. Der zweiten Spezies haben wir uns für gute vier Wochen angeschlossen und es genossen. Der folgende Bericht möge als Vorschlag für eine Reiseroute, als ein kleiner erster Eindruck oder einfach als völlig subjektiver Bericht einer Urlaubsreise an das andere Ende der Welt dienen.
Einmal im Galopp die harten Fakten: #vierWochen #Camper #2,5Personen # Nord-und Südinsel #Nebensaison #3440,5km #TimeOfOurLive #Elternzeit #WunderDerNatur
Vorfreude ist doch die schönste Freude
- Nord- und Südinsel, nur eine oder doch beide. Am Ende haben wir beide in 28 Tagen bereist und es nicht bereut – weniger Tage hätten es aber nicht sein dürfen und manches „Highlight“ mussten wir auslassen. Kein Geheimnis ist, dass sich auf jeden Fall ein Gabelflug lohnt – alleine die gesparten Kosten für die Fähre machen es schon lohenswert.
- In der Buchhandlung unserer Vertrauens wurde uns der Stefan Loose Reiseführer für Neuseeland empfohlen. Zur Planung fanden wir den irgendwie ungünstig und sind noch auf den Rough Guide to New Zealand umgestiegen und waren hochzufrieden.
- Viel Recherchezeit verschlag die Frage nach dem richtigen Camper. Self-contained sollte er auf jeden Fall sein, nicht alle Camper haben Platz für einen dritten Passagier und nur in wenigen kann man das Kind vorne mitnehmen. Automatik macht das Leben soviel einfacher – insbesondere, wenn es hügelig wird. Wir haben uns für Apollo Camper entschieden und waren zufrieden. Das Airbnb des Campers: die CamperMate App mit Offline Funktionalität.
- Wir waren in der Nebensaison (April) unterwegs, was wir eigentlich rundherum empfehlen können außer, dass es natürlich früher dunkler wird und die Abende nicht mehr so „lau“ sind.
- Einen Überblick über unsere Route findet ihr auf der Karte. Im Text sind alle „Campingplätze“ kursiv markiert und Highlights aus dem Reiseführer in fett.
…. los gehts…
Über Dubai gings (semi-)direkt nach Christchurch, wo wir im wunderbaren Featherstone B&B unseren Jetlag drei Nächte kurierten. In der Stadt ist auch sechs Jahre nach dem verheerenden Erdbeben Vieles zerstört – aber immerhin sind vielerorts die Abrissbirnen mittlerweile durch Baukräne ersetzen. Besonders spannend sind aber die neu entstandenen Orte: aus industriellen Plastikrohren wurde eine erstaunlich schöne Kirche gebaut und aus Containern eine ganze Mall. Besonders gut gefallen hat uns die Banks Peninsula. In Akaroa unternahmen wir bei strahlendem Sonnenschein einen Segeltörn durch die Bucht raus aufs Meer. Als eine Gruppe von Hector Delphine rund ums Boot schwamm, machte der Captain dazu noch passende klassische Musik an – einfach paradiesisch.
Danach konnten wir endlich den Camper, unser Zuhause für die nächsten 3 1/2 Wochen, beziehen. Eine defekte Wasserpumpe bemerkten wir bei der Übergabe. Nachdem diese repariert war und wir unseren ersten Großeinkauf bei NewWorld getätigt hatten, ging es an der Küste Richtung Süden.
Statt der Asphaltstraße entscheiden wir uns für 10 km Schotterpiste – das Auto freut sich, aber der Ausblick und die Einsamkeit am Ende des Weges sind es wert (Hakatere Reserve). Wir liegen auf dem großen Bett hinten im Camper, erfreuen uns am Ausblick, und blättern im Reiseführer während Paul zwischen uns liegt und sein Knisterbuch liest. Familienzeit vom Feinsten!
Am nächsten Tag geht es in die Berge zum Lake Pukaki, wo wir uns beim Bad im Gletschersee ausprobieren und die fantastische Aussicht auf den schneebedeckten Mount Cook genießen (Lake Pukai Reserve). Nun geht’s wieder an die Küste und wir probieren das neuseeländische Gesundheitssystem aus. Nach mehr oder weniger guten Erfahrungen (lieber direkt in die Notfallaufnahme als zum Hausarzt gehen), und einer leckeren Käseverkostung (der Käserei sind wir seitdem treu) geht es auf einen weiteren kleinen & schönen Campingplatz (Kiwi Holiday Park). Beim Katiki Point Lighthouse watscheln rechts die Pinguine, und links spielen Robben in der Bucht und dahinter die sattgrünen Hügel – Neuseeland hat uns gefangen genommen.
Wir fangen nun auch endlich an Neuseelands Wanderwege zu entdecken. Alle 2 km kann man aussteigen und einen gut ausgeschilderten Rundweg laufen. Faszinierende tiefblaue Gletschertümpel, glasklare Bergflüsse oder einfach nur schöner Urwald erwarten eine direkt neben der Straße. Auch in dieser Nacht haben wir wieder ein grandioser Zeltplatz (Boundary Creek Campsite) mitten in der Natur. Ohne Ausblick auf See oder Meer geht es bei uns nicht mehr. 🙂
Die als wet coast berüchtigte Westküste…
empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein. In Haast füllen wir einen (der vielen) Tanks unseres Campers erst einmal wieder auf und natürlich wäre es 50km weiter günstiger gewesen. Am Lake Pargina genießen wir Seeblick, frischen Lachs und nette Gesellschaft in Form von netten Frankfurtern in Elternzeit auf der Lake Paringa Campsite. Der nächste Tag erwartet uns mit gefühlt eisigen Temperaturen und wir gönnen uns ein Frühstück am Lake Matheson, wo man als richtiger Frühaufsteher eine schöne Spiegelung vom Fox Glacier zu sehen bekäme. Der Franz Josef Glacier zeigt einem eindrucksvoll, was die Klimarerwärmung anrichtet und ohne Helikopter sieht man ihn heute nur noch aus der Ferne. Auf dem Shilling Star Beachfront Campingplatz verbringen wir die Nacht. Highlight ist die Glühwürmchenhöhle direkt gegenüber.
Die Westküste ist bekannt für die Pancakes Rocks genannten Steinformationen, die aus dem tosenden Meer aufragen und „in Echt“ noch deutlich beeindruckender sind als auf Fotos. Danach versuchten wir etwas Strecke zu machen. Als Belohnung für die lange Fahrt gibt es abends Lamm vom in den Camper eingebauten Außengrill. Unser Luxusgefährt ist sogar groß genug um die drei Frankfurter als Gäste zu empfangen. Der Abel Tasman Nationalpark (Davor: Kina Recreation Reserve (man steht fast im Meer); Danach: The Barn Campground (direkt am Ende der Wanderroute)), den wir am nächsten Tag besichtigen, kommt dem Paradies sehr nah und beim schönsten Sonnenschein wagen wir eine erste Wanderung mit Paul, nachdem uns das Wassertaxi abgesetzt hat. Der Rücken nimmt uns die 14km etwas krumm, aber goldenen Strände, türkisblaues Wasser und die Wanderung in die Abenddämmerung entschuldigen dafür. Auf der Fahrt zum nächsten Platz am Meer (Whites Bay Campsite) kaufen wir noch spontan Muscheln fürs Abendessen, die wir im Sonnenuntergang verspeisen – viel besser kann es nicht mehr werden.
Am nächsten Tag müssen wir leider den neuseeländischen ADAC testen – Steine zwischen den Rädern machen sich nicht ganz so gut. Bei strömendem Regen geht es anschließend zu ein paar Weinproben in den Marlborough Sounds. Als Fahrerin spuckt Julia den guten Tropfen fachmännisch wieder aus. Eine Scheibe im Camper ist auch nicht ganz dicht, wie wir in der folgenden Regennacht feststellen – aber wofür gibt es das gute alte Ducktape. Mit 3 Stunden Verspätung, schöner Aussicht bei der Fahrt in den Sonnenuntergang durch die Marlborough Sounds, einer kostenlosen Kabine für uns als Familie und auf direktem Weg in einen Zyklon geht es auf die Nordinsel.
Bergfest und Nordinsel
Die Nordinsel empfängt uns zum Glück nicht mit dem angekündigten Zyklon, sondern „nur“ mit sehr viel Wind und Sturzregen. Nachdem wir uns eine Nacht im Hotel gegönnt haben, hatte sich das schlechte Wetter aber fast verzogen und als wir von der höchsten Station des Cabel Car auf die Stadt blickten, kommt sogar die Sonne raus. Wellington gilt auch als die Essenshauptstadt Neuseelands – schade, dass der Tag nur drei Mahlzeiten hat. Julia und ich ließen uns die Chance nicht entgehen und schlemmten ein leckeres Menü (günstiger im 17.00 Uhr Slot). Dazu gab es noch eine Portion Kultur im kostenlosen Te Papa Museum, wo es von einer Erdbebensimulation über den größten Oktopus der Welt bis hin zum Vertrag zwischen der englischen Krone und den Maori über Neuseeland eine überwältigende Vielfalt aller Aspekte des Landes zu sehen gab. Krönender Abschluss von 24 tollen Stunden in der Haupstadt war dann der hässlichste Campingplatz (Camp Elsdon) unserer Reise. 🙂
Also schnell weiter. Nach einem kurzen Zwischenstopp im ehemals von Holländern dominierten Foxton inklusive Windmühle und niederländischem Café geht es wieder raus in die „Wildnis“- diesmal an einen schwarzen Strand. Dort wir treffen tatsächlich auch campende Neuseeländer (Koitata Motor Camp) und können ihre Wohnmobile bestaunen, die eher in der Größe eines Linienbuses daher kommen. Zu Ostern gibt es sogar selbstgebackenen Hefezopf und der Osterhase hat uns sogar am anderen Ende der Welt gefunden und Eier versteckt.
Keine Stadt in Neuseeland liegt mehr als 120km vom Meer entfernt – oder eben vom bergigen Landesinneren. So ging es auch gleich wieder in die Berge in Richtung Tongariro National Park, welche uns mit kaltem Wetter begrüßte – wer sagt, dass man in einem Camper keinen Eiskratzer braucht (gefühlt jedenfalls). Also genießen wir am Kaminfeuer des besten Hotels im Ort, dass eher in der Größe eines Chateaus daherkommt, einen Hightea mit Scones & Gurkensandwich. Übernachtet wird auf der überteuerten Mangahuia DOC Campsite. Am nächsten Tag machen wir eine wunderschöne Wanderung durch Vulkanfelder, Wasserfälle und dichten Wald, immer mit Blick auf den schneebedeckten Vulkan Tongariro, der dem Nationalpark seinen Namen gab.
Weiter geht es zum größten Binnensee des Landes – dem Lake Taupo. Peter nutzt die Chance und erkundet den kristallklaren See mit dem Segelboot. Der Zufluss zum See vermischt sich an einer Stelle mit heißen Quelle. Dies führt zu einem faszinierendes Badeerlebnis, denn je nach Stelle hat man heißes, kaltes, gemischtes oder aber oben warmes und unten kühles Wasser.
Uns gefällt es am Lake Taupo so gut, dass wir eine kleine Pause einlegen und drei Nächte dort bleiben – unser Stellplatz direkt am See mit Blick auf den Sonnenuntergang (Five Mile Bay Amenity Area) ist daran nicht ganz unschuldig.
Faszination Erde…
live gibt es am nächsten Tage im Wai-O-Tapu Thermal Wonderland bei Rotorua. Man wähnt sich entweder in der Hölle oder genießt das wunderbaren Farbenspiel. Minerale und kochend heißes Wasser treten an die Oberfläche und bieten ein Schauspiel der besonderen Art. Abends gönnen wir uns Campingplatz (Waikite Valley Hot Pools Campground) mit Hotpot (Hotpots in Babyfonreichweite!).
Wir sagen den Bergen Tschüss und lassen uns von der Kultur der Maori in Whakatane abseits der Touristenmassen beeindrucken. In einem hölzernen Versammlungshaus, dass lange Zeit als Museumsgegenstand an verschiedensten Orten des britischen Empire diente und nun nach Hause zurück gekehrt ist, nehmen wir an einer Begrüßungszeremonie teil, lernen etwas über die Legenden des Stammes und kosten traditionelles Essen. Eine grandiose Übernachtung mit (fast) 360 Grad Meerblick haben wir im Dotterel Point Reserve. Danach es geht zur letzten Strandetappe in Richtung der Halbinsel „Coromandel„. Feiner Sandstrand und viel Sonne sind unsere Begleiter für die letzten Tage. Der Hotwater Beach entpuppt sich leider als sehr sehr touristisch, aber ein Walk zur Cathedral Cove mit Bad in den Wellen und anschließender Dusche unter einem Wasserfall entschädigt dafür. Abends gibt es von Peter gesammelte und zubereitete Muscheln (Looks Beach Reserves Purangi) – Freedom Camping ist einfach fantastisch. Zum Abschluss geht es noch einmal über 13km Schotterpiste (the 309 Rd) zu ein paar der wenigen riesigen und uralten Kauribäume (Waiau Kauri Grove), die das große Roden der ersten Siedler überlebt haben (einer der ersten Umweltbewegungen sei Dank,) bevor die letzte Nacht im Camper (Tapu Domain & Beachfront Reserves) anbricht.
In Auckland übernachten wir im schönen Stadtteil Devenport bei Becki in einer Villa mit Familienschluss und geniessen den 360 Grad Rundblick vom stadteigenen Vulkan und köstliche Burger.
Für uns heißt es auf jeden Fall: „Auf Wiedersehen“ Neuseeland.